Auch diesen Künstler habe ich schon vor über 20 Jahren kennengelernt, als ich noch in Speyer volontiert habe, genauer gesagt, als ich einige Zeit davon die Schifferstadter Redaktion betreut habe. Seit ich nach Bonn gezogen bin, kann ich nur noch digital schauen, was er macht. Glücklicherweise ermöglicht er das und antwortet heute sogar in meiner Künstler-Interviewreihe. Dies allerdings nicht wie andere per Mail, sondern per handgeschriebenem Brief! Dabei hat er auch meine Fragen zum Teil aufgesplittet und in eine neue Reihenfolge gesetzt. Alles andere hätte aber auch nicht zu ihm gepasst. Danke Dir, lieber Martin, dass Du Dir die Zeit dafür genommen hast! Den Brief werde ich als eigenes Kunstwerk aufbewahren. Hier nun also der von mir abgetippte Inhalt:
Erzähle bitte kurz Deine Geschichte:
Ich habe Legasthenie studiert, wollte aber Gärtner, Clown oder Maler werden. Habe mich für das Sterben des Menschen verantwortlich gefühlt und bin daran zerbrochen. Wieder aufgestanden und aufgefahren zum Erleuchteten. Erfüllt vom Sinn des Lebens habe ich das Leben weitergegeben in einem Sohn. Ich bin bemüht, sdurch die Kunst die Umwelt für alle Geschöpfe zu erhalten. Und sie kritisch zu hinterfragen.
Wer bist Du?
Ich bin ein aufrechtgehender moderner Mensch und lebe in Räumen, Beschleunigungsräumen. Im Garten und Wäldern, zwischen Feldern und Häusern, Parks und anderen Menschen, manchmal am Meer und in den Bergen.
Warum bist Du Künstler geworden?
Ich bin Künstler geworden, weil die Kunst meine Mutter und meinen Vater zusammengebracht hat. Beide malten und musizierten.
Als ich geboren wurde, gab es schon fünf Kinder. Alle waren kreativ.
Seit wann bist Du als Künstler tätig?
Als ich den Stift halten konnte, malte ich schon. Da meine Eltern, als ich drei Jahre alt war, zur Oma nach Schifferstadt zurück zogen, entdeckten sie am Rehbach Lehm, also Ton. Sie begannen zu töpfern und zu tonen. Auch ich tonte schon sehr früh. In der 1. Klasse formte ich meiner Lehrerin aus Fimo eine Weihnachtskrippe. Ich zeichnete Karikaturen und erfand „die Biene Susi“, die Abenteuer erlebte. Auch an realistischen Tieren und Menschen übte ich. Früh gewann ich Ölfarben bei einem Malwettbewerb und mein Patenonkel zeigte mir seine impressionistische Art, Landschaften zu malen. Meine erste Ausstellung war 1978, bei der ich Tier-Aquarelle und Karrikaturen ausstellte.
Wie hat sich Deine Kunst entwickelt?
Meine Kunst entwickelt sich in Zyklen, die parallel verlaufen. Es gibt Zeichnungen, Bilder, Musikkompositionen, Geschichten, theater und Musicals, also Gesang und Bass- und Gitarrenspiel. In der studienzeit spielte ich nur akustischen Bass. Immer einen Schritt weiter sollen sich die Werke entwickeln.
Zufällig? Nein, weil mir der Name „Weißhaar“ meines Professors gefiel, schrieb ich mich bei ihm ein. Es war der Lehrstuhl für christliche Kunst. Vom weißen Quadrat über schwarze Kreise kam ich zur Rauminstallation und zu meinen Kulträumen.
Mit welchen Materialien arbeitest Du?
Ich male mit Sand und Farben mit Erde und allen Teilchen, die sich auf einer Fläche zeigen lassen. In den Raum strecken sich Drähte, Äste, und alle Gegenstände, mit denen sich der Mensch umgibt, werden in einer Raumistallation umgedeutet.
Wo findest Du Inspiration?
Inspiration kommt aus meinen inneren Erlebnissen. Die tief eingeprägten Geschichten, die an die Grenze gehen, aber auch die leichten und harmonischen Ausgleichsmomente.
Du lebst in Schifferstadt. Warum hast Du Dich für das Leben auf dem Land und nicht in der Stadt entschieden?
Die Stadt hat zuviele Eindrücke und ich habe mich sehr einsam zwischen den Tausend Ideenspendern gefühlt.
Beuys hat gesagt: „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Stimmst Du dem zu und warum (nicht)?
Beuys hat gesagt: Kunst kommt von Künden. Der Kündende ist als Künstler in der Lage zu verbinden. Den Himmel mit der Erde und den Betrachter und das Kunstwerk. Der Prozess ist dabei ausschlaggebend und jeder ist ein Teil des Ganzen (soziale Plastik).
Was ist Deine Definition von Kunst?
Meine Definition von Kunst hatte ich so formuliert: Kunst kommt von Kotzen. Sie ist die stärkste Reaktion des Körpers auf giftige Einflüsse desselben. Der Körper ist Materie und von der Welt durchdrungen. Die Zeit ist unser Aktionsraum. Sie läuft nicht nur in eine Richtung, sondern parallel existieren andere Universen.
Welches ist Dein liebstes eigenes Kunstwerk?
Immer das Kunstwerk, an dem ich gerade arbeite, oder an dem ich die Arbeit beendet habe.
Warum verbindest Du in Deinem Garten Kunst und Natur?
Damit der Betrachter mit seiner Umwelt in Dialog treten kann. In einer erholsamen Situation.
In welchem Verhältnis stehen Kunst und Natur für Dich?
Ich bin in diesem Garten groß geworden. Er war erst Nutzgarten, dann haben mein Vater und mein Bruder 365 Bäume gepflanzt, von denen jetzt nur noch 121 stehen.Mittlerweise steht noch eine kleine Burg, in der wir als Kinder übernachteten, ein Schuppen in der Hälfte des Gartens. Jetzt sind da Wege, Brunnen, Lichter oben und unten. Eine sehr große Grabkammer, ein Hochaltar und 6 bis 8 Installationen darin. Er ist mein Arbeitraum.
Hast Du eine/n Lieblingskünstler/in?
Ich bin mein Lieblingskünstler. Ich habe schon Vorbilder gehabt, aber ich wollte meine eigene Vision von all den Strichen finden. Nachvollziehen allein lässt mir nicht die unendlichen Möglichkeiten meiner Art.
- Wilhelm Busch
- Spitzweg
- Picasso
- unbekannter Name
- Joseph Beuys
- Dadaisten
- Jeder Mensch, der sich selbst wertschätzt
Könntest Du leben, ohne Kunst zu machen?
Wenn ich nicht mehr Kunst machen kann und lebe noch, dann bin ich aber froh.
Wo können Dich andere online finden?
Im Computer.
[Anm. von Annette: kunst-eckrich.de]
Inwiefern profitierst du als Künstler von Deiner Präsenz online?
Die Technik ist ein Teil, den ich mit Kritik betrachte, der aber die Not verringern kann. Wenn ich mich ihrer bediene, zeige ich auch ihre Vergänglichkeit, indem sie kaputt ist. An und aus sind in einem Ding. Diesem wird zuviel Aufmerksamkeit geschenkt.
Profit ist ein Ergebnis der Leistungsgesellschaft, bei dem es leider immer Verlierer gibt. Durch eine emotionale Bindung ist es wichtig, das Geschehen im Computer als positiv zu zeigen.
Ich nutze die Sozialen Medien, um meine Kunst zu bewerben. Das funktioniert. Aber erlebbar ist sie hinter der dünnen Scheibe nicht.
Welche Art von Kunst machst Du?
Mit allen Sinnen erfahrbare. Von innen heraus (expressiv) geschehende Darstellungen, harmonische Musik, kämpfende Räume, Skulpturen, Zeichnnungen, Bilder, Klänge, Rhythmen, Figuren, Schriften, Gedichte. Nachvollziehbar. Verschlossen.
Was sonst noch wichtig ist:
- Als 6. Kind eines Oberstudienrats geboren 1963
- Hauptschulabschluss
- Maler und Lackierer Geselle
- Mittlere Reife
- Roedelschule Freie Kunstschule Mannheim
- Studium an der Kunstakademie München
- Meisterschüler Franz Bernhard Weißhaar
- Diplom Kultraumgestaltung
- Ausstellungen Einzel und Gruppe
- Stipendium Portugal
- Gastprofessor in Uni Ningde, China
- Leiter Kunstsommer dudenhofen
- Eröffnung Galerie Kunstpark
- Vater eines Sohnes, Opa eines Enkelkindes
- Verheiratet, ein Stiefsohn
Alle Fotos mit freundl. Genehmigung von Martin Eckrich
Dies ist mein persönliches Blog, auf dem ich alle meine vorherigen Websites zusammengefasst habe. Daher die buntegemischten Themen: Ich führe Bloggespräche und blogge über Persönliches, Digitales und Kulturelles. Ich liebe es, Menschen zu fotografieren und mich mit Kunst zu beschäftigen. Manchmal schreibe ich auch noch was anderes als Blogbeiträge. Für andere bin ich als Wegbegleiterin in Sachen Kommunikation aktiv. Vor allem bin ich aber eins: Ein Mensch!