Artists I like: Maren Martschenko

Maren und ich folgen einander im beruflichen Kontext schon lange via Social Media. Dabei habe ich auch ihre Leidenschaft fürs Malen von Kühen entdeckt, die ich absolut klasse finde! Umso mehr freue ich mich, sie hier in meiner Künstlerreihe vorzustellen:

Bitte stelle Dich kurz vor (wer bist Du, wo lebst und arbeitest Du, welche Arten von Kunst machst Du):

Mein Name ist Maren Martschenko. Ich lebe mit meiner Familie in München. Seit 2009 arbeite ich als freiberufliche Markenberaterin für Solopreneur*innen und kleine inhabergeführte Unternehmen. In der Corona-Pandemie habe ich eine digitale Lernplattform für Selbständige aufgebaut, in der ich all mein Wissen und meine Erfahrung als Beraterin gebündelt habe, damit sich Selbständige, die durch die Krise ins Strudeln kamen, gut neu positionieren können. 

Seit vielen Jahren male ich immer freitags. Überwiegend Kühe.  

Eine fliederfarbene und eine gelbe Kug schauen den Betrachter an
„Reklamation“

Warum bist Du Künstlerin geworden?

Ich habe eigentlich nicht das Gefühl, Künstlerin geworden zu sein. Eher, dass ich so auf die Welt gekommen bin. Malen bzw. künstlerisch-kreativ tätig zu sein, war für mich schon von klein auf etwas Selbstverständliches.

Es hat sicher auch damit zu tun, dass meine Mutter künstlerisch-kreativ war und ist. Sie hat immer etwas gezeichnet, genäht oder Aquarelle gemalt. Später auch Kurse in freier Aquarellmalerei gegeben. Das macht sie bis heute im stolzen Alter von 81 Jahren. Ebenso ist meine ältere Schwester Künstlerin. Das hat sicher abgefärbt.

Früher waren es bei mir Architektur-Zeichnungen, Linolschnitte, Radierungen und Schwarz-Weiß-Fotografie. Die Filme und Bilder habe ich selbst im Labor entwickelt. Mich faszinierte die Kombination aus Kunst und Technik. 

Seit wann bist Du als Künstlerin tätig und wie haben Du und Deine Kunst sich seitdem entwickelt? (Erzähl bitte kurz Deine Geschichte)

Nach der Schule ist mein künstlerisches Schaffen irgendwie eingeschlafen. Ich hatte kurz die Idee, mich nach dem Abitur bei der Kunstakademie oder Fotoschule zu bewerben, habe das aber verworfen. Diese berufliche Laufbahn schien mir zu unsicher, um damit stabil Geld zu verdienen. Auch im direkten Vergleich mit anderen war ich einfach nicht gut genug. Ich wollte auch nicht unter Druck arbeiten.

Für mich standen Beruf und Geld verdienen, dann die Gründung einer Familie im Fokus. Als ich meine kleine Tochter im zarten Alter von zwei Jahren enthusiastisch bunte Bilder malen sah, wurde meine kreative Ader wieder geweckt. Mich beeindruckte, wie frei sie mit den Farben umging. Damals dachte ich: Wenn sie das kann, kann ich das auch. Im Jahr 2002 begann ich, ab und an frei zu malen. Besuchte einmal im Jahr einen Malkurs für Acrylmalerei. Der Wunsch, regelmäßiger zu malen wurde stärker.

Im Jahr 2007 begann ich einen Malkurs, der immer freitags vormittags stattfand. Das war mein freier Tag. Zuerst malte ich Landschaften. Es waren Bilder, die ich schon länger im Kopf herumgetragen hatte. Durch das regelmäßige Malen wurde ich technisch besser. Meine Mutter meinte irgendwann zu mir: “Wer malt sollte auch ausstellen.” und stellte einen Kontakt zu einem Kulturzentrum her, wo sie auch schon Bilder ausgestellt hatte. Zuerst schien mir das vermessen. Als irgendwann die erste Ausstellung nur mit meinen Bildern stattfand und Menschen begeistert davor standen und sogar Bilder kauften, hat mich das zusätzlich motiviert. 

Im Sommer 2010 hatte ich dann eine Malkrise ausgelöst durch ein privates traumatisches Ereignis. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich keine Bilder mehr im Kopf. Es war beängstigend. Ich beschloss eine Pause einzulegen. 

„Wonderful Life“

Wie bist Du darauf gekommen, Kühe zu malen und warum nur freitags?

Im Frühjahr 2011 besuchte ich eine Kunstausstellung und entdeckte ein großes buntes Kuhbild an der Wand. Es zog mich magisch an. Ich beschloss, mir selbst ein solches Bild zu malen. Es war das erste Bild, das ich nach der Krise malte. Aus einem Bild wurden viele bunte Kuhbilder. Bis heute male ich immer noch fast ausschließlich Porträts von Kühen. Heute ist mir bewusst, dass das Malen mein Weg ist, wieder bei mir anzukommen, wenn der Alltag mich aus dem Lot bringt. Deshalb spreche ich auch vom “Passion Project #freitagskuh”. Spätestens am Freitagmittag bin ich ganz bei mir. Ich werde oft gefragt, warum ich so gerne Kühe male. Genau weiß ich es nicht. Ich sage immer “Mit den Kühen kam das Glück”. Auf diese Weise kann ich es festhalten.

Wieviele Freitage brauchst Du, um ein Bild fertig zu stellen?

Das ist ganz unterschiedlich. Fertig ist ein Bild für mich, wenn es die Geschichte, die ich dazu im Kopf habe, zu Ende erzählt hat. Zu jedem Bild gibt es einen Song, aus dem ich Farben und Motiv und Form hole. Es ist ein sehr intuitiver Prozess. Irgendwann kommt der Punkt, wo es für mich stimmig ist, dann höre ich auf.  Ich male allerdings nie mehr als vier Freitage an einem Bild. Wenn es dann nicht fertig ist, passt es insgesamt nicht. In dem Fall übermale ich es komplett mit weißer Farbe und beginne wieder von vorne. Es kann also sein, dass sich unter einem Kuhbild noch einige weitere verstecken. Manchmal bin ich so im Flow, dass ich ein Kuhbild beinahe in einem Rutsch male.

Bunte Kuh vor blauem Hintegrund schat den Betrachter an
„Ocean“

Wie und mit welchen Materialien arbeitest Du?

Normalerweise male ich mit Acrylfarben auf Leinwand. Aus den Farben rot, blau, gelb und weiß mische ich alle Farben, die ich brauche. Es gibt allerdings eine Neon-Serie, für die ich extra neonfarbene Pigmente gekauft habe. Die knallen nochmal richtig rein. Ich male seit vielen Jahren mit einem einzigen Pinsel. Manchmal arbeite ich auch mit dem Spachtel. Ein wichtiges Material ist auch das Wasser. Damit spiele ich gerne. Ich mag es, wenn es fließt.

Neulich waren die Keilrahmen aus, da habe ich Pappkarton aus der Altpapierkiste gezogen und darauf gemalt. Ich habe auch schon mal am Tag des Kaffees mit Kaffee gemalt. Ich liebe solche Experimente zwischendurch sehr. Es ist eine großartige Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten zu erweitern. 

Wie/wo findest Du Inspiration?

In jedem Kuhbild, in vielen Songs. Manchmal schwappt im Netz ein Kuhbild vorbei, bei dem ich denke: Das will ich malen! Besonders angetan haben es mir strubbelige, fluffige Highland Kühe. Manchmal ist es auch ein Lied, das ich höre und bei dem ich danke: Dazu will ich ein Kuhbild malen. Ich habe allerdings schon festgestellt, dass ich nicht zu jedem Lied malen kann. Da es immer irgendeinen Song oder eine Kuh gibt, küsst mich die Muse immer. Spätestens freitags um 9 Uhr, wenn ich mit dem Malen beginne.

Zwei braunbunte Kühe vor orangefarbenem Hintergrund
„Carmen and friends“

Manchen Künstlern geht es mehr um den Schaffensprozess als um das Ergebnis. Wie ist das bei Dir und wie stehst Du zu den fertigen Bildern?

Mir geht es insofern um das Ergebnis, als dass ich für mich um ein stimmiges Gefühl geht, wenn ich auf das Bild schaue. Ob das Bild anderen gefällt oder nicht, spielt für mich keine Rolle. Ich bin allerdings auch ganz glücklich an einem Freitag, an dem kein Bild fertig geworden ist oder vielleicht wieder übermalt wird. Denn es ist der Malprozess an sich, der mir Freude macht und mich bei mir ankommen lässt. 

Das Spannende ist: Als ich noch Landschaften malte, war ich sehr oft unzufrieden beim Malen, weil etwas noch nicht so aussah, wie ich es in meinem Kopf hatte. Da ging es mir viel mehr um das Ergebnis. Das ist beim Kühemalen ganz anders. Da alles aus der Musik kommt, habe ich überhaupt kein fertiges Bild im Kopf. Es darf entstehen. Das ist viel spannender und erfüllender. 

Ich hänge nicht an meinen fertigen Bildern. In dem Moment, wo ein Bild fertig ist, kann ich es sehr gut loslassen. 

Beuys hat gesagt: „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Stimmst Du dem zu (und warum/warum nicht)?

Ich würde sagen, jeder Mensch ist kreativ. Gib einem Mensch Materialien in die Hand und er wird etwas daraus erschaffen. Es ist eine Form von Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit zu erleben ist für den Menschen elementar fürs Lebensglück. Davon bin ich überzeugt. Nicht jeder möchte das allerdings. Ich würde das Zitat daher abwandeln: Jeder Mensch kann ein*e Künstler*in sein, muss es aber nicht.  

grellbuntes wuscheliges Hochlandrind schaut den Betrachter an
„Nothing really matters“

Was ist Deine Definition von Kunst?

Freiheit. Alles darf, nichts muss. Ansonsten halte ich es mit dem Ausspruch “Kunst liegt im Auge des Betrachters”. Ich maße mir nicht an zu entscheiden, ob etwas Kunst ist oder nicht. Ich beschreibe mich selbst auch nicht als Künstlerin, sondern als Mensch, der malt. Künstler*innen sind für mich persönlich Menschen, die von ihrer Kunst leben können. Die das Kunst Schaffen zum Beruf gemacht haben. 

Welches ist Dein liebstes eigenes Kunstwerk und warum?

“Gloria” ist, wie ich finde, mein persönlich bestes Bild. Ich habe ein Foto davon auf meinem Smartphone als Sperrbildschirm. Zum Lieblingswerk wurde es, weil ich total im Flow war als ich das Bild malte. Mit dem Song “I am what I am” von Gloria Gaynor verbinde ich viele persönliche schöne Momente. Es ist aber auch die Geschichte (m)einer Emanzipation. Wirklich zu mir zu stehen, wie ich bin, und das zu leben. Geadelt hat das Bild für mich, dass Gloria Gaynor es auf Instagram mit vier Emojis kommentiert hat 😉

Kuhgemälde Gloria von Maren Martschenko: Expressionistische schwarz-weiße Kuh frontal vor pink-gelbem Hintergrund

Hast Du eine/n Lieblingskünstler/in und wenn ja, wer ist es und warum? (Oder warum nicht und hast Du andere Vorbilder?)

Ich habe keine*n Lieblingskünstler*in, aber ein Lieblingskunstwerk: Es ist “Monochrome bleu” von Yves Klein. Mich fasziniert die Einfachheit und gleichzeitig die Komplexität, die in diesem Bild steckt. Ich könnte es mir ewig anschauen, obwohl es “nur” eine blaue Fläche ist.

Könntest Du leben, ohne Kunst zu machen?

Leben ja, aber glücklich wäre ich nicht.

Zwei haarige Hochlandrinder vvor graublauem Hintergrund mit Berg
„Pump it“

Wo können Dich andere online finden?

Inwiefern profitierst Du als Künstlerin von Deiner Präsenz online?

Ich kann mit meiner Fangemeinde in Kontakt bleiben. Sie schicken mir Kuhbilder als Inspiration. Immer freitags poste ich ein Foto des aktuellen Bildes, an dem ich arbeite, auf Twitter und Instagram. Wenn ein Bild fertig ist, kann es gut sein, dass es bereits innerhalb von 24 Stunden nach dem Posten verkauft ist. Instagram und Twitter sind mein wichtigster Vertriebskanal und Inspirationskanal. 

Auf meiner Webseite schauen sich Menschen gerne um und schreiben mir dann, wenn sie ein Bild begeistert. Manche tragen sich auch in den Newsletter ein, um über Ausstellungstermine informiert zu sein. 

Titelfoto: Lara Freiburger
Sonstige Fotos: Maren Martschenko


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