(Diesen Text habe ich bereits 1999, kurz nach meiner mündlichen Magister-Prüfung in „Partnerwahl und Eheerfolg“ in Soziologie geschrieben)
Ich dachte immer, ich würde in einem Land leben, in dem es selbstverständlich ist, dass sich zwei Menschen ohne das Zutun Dritter finden dürfen. Keine Heiratsarrangements durch die Eltern, keine Stände, innerhalb derer geheiratet werden muss, Friede, Freude, Freiheit. Das war vor meinem Soziologiestudium und meinen eigenen Versuchen der Partnerwahl!
Das Studium lehrte mich, „Endogamieregeln“ zu berücksichtigen, das heißt, dass sich verstärkt Partner mit ähnlichem sozialen Hintergrund finden, und ich erfuhr,
dass Liebe lediglich die sukzessive Intensivierung der kollateralen Emotionen zur reziproken Bedürfnisbefriedigung darstellt, für den Fall wohlgemerkt, dass die Suchkosten den Nettonutzen der Beziehung nicht allzu sehr schmälern.
Vor den Eheerfolg hat die Natur allerdings eine Institution gesetzt, die man Eltern nennt. Das sind die stets um das Wohlergehen ihres Kindes besorgten, sehr stolzen, aber nie zufriedenen Träger der Reproduktions- und Sozialisationsfunktion, denen kein potentieller Schwiegersohn gut genug sein kann. Der Mediziner ist zwar gut situiert, wohnt aber zu weit entfernt, der Politologe ist zwar seriös aber zu weltfremd, der Lehramtskandidat ist überhaupt nix und viel zu ökig, der Sportler zu alt. Sowas! „Ihr könnt ja befreundet sein, aber fang’ Dir doch bitte nichts mit dem an, Kind.“, lautet der Standardsatz.
Dabei sind sich nicht mal die Soziologen einig darüber, was denn nun eigentlich die Kriterien sind, nach denen man sich seinen Partner aussucht. Manche sagen, man habe im Grunde gar keine Wahl, sondern die Tatsache, dass man sich in einem bestimmten Umfeld bewege, würde schon vorherbestimmen, auf welche Art von Partner man schlussendlich treffe.
Da haben wir’s, denke ich mir: Mein Umfeld ist nicht das meiner Eltern, also können sie meine Partnerwahl gar nicht gut finden. Keine Kompatibilität! Und da man weder Partner noch Eltern umrüsten kann und sollte, darf man sich einfach nicht ins Bockshorn jagen lassen. Schließlich sollen ja auch nicht die Eltern mit dem Partner leben, sondern man selbst!
Ob die Partnerwahl nun auf similaren oder komplementären soziokulturellen Merkmalen basiert, weiß ich nicht. Ich weiß nur eins: Womit man glücklich ist, kann niemand besser beurteilen als man selbst; Auch nicht Eltern oder Soziologen!
Dies ist mein persönliches Blog, auf dem ich alle meine vorherigen Websites zusammengefasst habe. Daher die buntegemischten Themen: Ich führe Bloggespräche und blogge über Persönliches, Digitales und Kulturelles. Ich liebe es, Menschen zu fotografieren und mich mit Kunst zu beschäftigen. Manchmal schreibe ich auch noch was anderes als Blogbeiträge. Für andere bin ich als Wegbegleiterin in Sachen Kommunikation aktiv. Vor allem bin ich aber eins: Ein Mensch!
2 Antworten auf „Partnerwahl“
Hallo Annette – schöööner Post 😀 1999, wie 2021 aktuell.
Meine Mutter hat nur ein Mal was gesagt und da wars auch wirklich angebracht. Mein Vater und seine Frau waren da schon anders drauf. Da passierte es auch, dass ein „Kandidat“ völlig schockiert und entnervt aus dem Haus rannte 😀 Ich depp hatte damals nicht begriffen, dass ich ihn hätte rennen lassen sollen.
So ist das eben manchmal.
Ich mag auch deine Über mich Seite sehr gern und habe mich sehr über die Hinweise zum Umgang mit Bildern auf WP-Seiten gefreut. Wobei, es freut mich mehr zu lesen, dass hinter dem Post jemand lustiges wie du steht.
Danke!
(Ich schreibe dir den Link zu meiner Seite mit rein – damit ich nicht nur die komische unbekannte aus dem Netz bin, die dir schreibt.)
Danke. Ich hoffe, „lustig“ ist positiv gemeint. 😉