Dieser Künstler und ich folgen einander schon lange via Social Media, da wir uns gleich für mehrere Themen beide interessieren. Dabei sind mir vor allem seine Fotografien aufgefallen und ich habe ihn gebeten, an meiner Interviewreihe teilzunehmen. Diesmal allerdings auf Deutsch:
Bitte stelle Dich kurz vor:
Ich heiße Frank-Michael Preuss, bin 1958 in Schleswig-Holstein geboren und lebe seit den 80ern in Hannover.
Seit wann bist du als Künstler tätig und wie hat sich Deine Kunst in dieser Zeit entwickelt?
In einem Teil meiner Familie gab es bereits künstlerische Vorfahren, die sich kreativ auslebten und die mir anscheinend ein Kunst-Gen weitervererbt haben. Daher hatte ich bereits mit 10 Jahren meine erste Kamera, mit der ich bereits wild herumexperimentierte. Die Fotos, die damals im quadratischen Format (Kodak Instamatic) entstanden, waren sicher noch rudimentär, aber wiesen schon eine unbändige Kreativität auf. Meine Cousine Heidi war bereits damals sicher, dass ich nicht Versicherungskaufmann werden würde wie mein Vater, sondern zu etwas Kreativerem auf die Welt gekommen war. Parallel dazu brachte ich mir auch noch das Gitarrespielen bei, so nebenbei: ich spiele auch heute noch mit einigen sehr tollen Musikern zusammen, es hat mich immer begleitet, vom Halbwüchsigen hin bis zum gestandenen Instrumentalisten mit jahrzehntelanger Aufnahme- und Bühnenerfahrung…
Die Fotografie blieb immer mein Hauptbereich. Es folgten zahlreiche Ausstellungen und Veröffentlichungen in Zeitschriften in den 70er- und 80er-Jahren, von 1982 bis 1985 wurde dann eine ordentliche Fotografenausbildung daraus. So wurde das „Hobby“ auch zum Beruf. Innerhalb der Ausbildung mit Kunstausbildung und viel Handwerk, z.B. habe ich das Retuschieren erlernt. Es folgten viele Berufsjahre, über die ich jetzt nicht weiter berichte, aber ich hatte meinen Traumberuf gefunden. Gleichzeitig rückte ich mit mehreren Ausstellungsprojekten ins Licht des Fotohimmels. Ich habe in der analogen Zeit viel im Mittelformat gearbeitet, auch hier wieder vorwiegend im Quadrat wie ganz am Anfang. Das Mittelformat bot im letzten Jahrtausend eine hervorragende, noch bezahlbare Qualität und trennte den Fotografen eindeutig von den Knipsern. Mit viel Glück bekam ich auch beruflich immer wieder kreative Jobs, in denen ich beides vereinen konnte: den Auftrag und die Aufgabe des Künstlers …
Mit dem Jahrtausendwechsel kamen einige private Entscheidungen zum Tragen und ich nahm zusätzlich wieder den Pinsel in der Hand. Da ich jahrelang auch als Retuscheur praktiziert hatte, war das nichts Ungewohntes, nur die Intention hatte sich verändert. Ich hatte keine Fotos mehr zu retuschieren, sondern so konnte ich völlig frei agieren. Und blieb wieder im Quadrat … und entwickele seitdem parallel zur Fotografie abstrakte Motive mit Acryl, Gouachen, Holzkohle und diversen Mischtechniken. Seitdem sind Hunderte von Bildern und Blättern entstanden, die alle sehr kraftvolle, intensive Arbeiten darstellen. Ich war es ja nun Jahrzehnte gewohnt, Motive durch den Sucher auf dem Speichermedium aufzuzeichnen – mit der Entscheidung zu malen, habe ich den Prozess umgekehrt: meine Innenwelten kommen jetzt aus mir auf das entsprechende Medium, also Papier, Leinwand etc.
Durch die Möglichkeiten, die das Internet bietet, haben sich in den letzten Jahren gerade für meine Fotografien zahlreiche neue Spielformen erschlossen. Durch Plattformen wie Instagram, 500px, Flickr etc. habe ich die Chance mehr Menschen mit meiner Kunst zu erreichen als durch klassische Ausstellungen, bei denen höchstens zur Eröffnung viele Leute kommen. Das ist ja leider ein Problem der meisten Künstler: wie erreiche ich diejenigen, die meine Kunst gut finden. Das hat das Internet doch neue Ansätze reingebracht, man muss sie eben auch nutzen.
Warum bist Du Künstler geworden?
Wie oben beschrieben, ließ mir das kreative Familienerbe keine andere Chance.
Was ist Deine Definition von Kunst?
Kunst ist für mich ein Moment, eine Schwingung, ein Erleben, dass ich für andere Menschen ins Erlebbare übersetze mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.
Welches ist Dein liebstes eigenes Kunstwerk und warum?
Das, an dem ich gerade arbeite, und bei dem ich etwas spüre.
Wie arbeitest Du?
Spontan, aus dem Gefühl, aus dem Bauch, aus dem Herz. Ein gutes Motiv springt mich direkt an und ich lasse alles andere stehen und liegen. Ich brauche dazu keine Theorie, keinen geistigen Überbau, ich weiß genau, wann einer dieser besonderen Momente da ist. Dann setze ich Farbe, Form und Komposition direkt um.
Welche Künstler magst Du?
Ich mag zum Beispiel Miklos Gaál, Hamish Fulton, Thomas Ruff, Andreas Gursky, natürlich Ansel Adams.
Mit welchem Material arbeitest Du am liebsten und warum?
Ich arbeite nicht mehr mit dem Mittelformat und auch die analoge Fotografie in den anderen Formaten habe ich eingetauscht gegen die enormen Möglichkeiten der Digitalfotografie. Für Foto-Jobs ziehe ich nach wie vor mit meiner digitalen Spiegelreflex samt Equipment los – privat und für künstlerische Arbeiten nutze ich heute leichte und transportable Smartcams und/oder Smartphones mit Leica-Optiken. Das reicht vollkommen aus, um in meinem Sinne zu arbeiten. Und ich habe sie immer dabei.
Könntest Du leben, ohne Kunst zu machen?
Nein. Nur kurz. Höchstens.
Wo können Dich andere online finden?
- Fotografie: https://www.instagram.com/fmpreuss/
- Malen: https://foto-sehen.de/
- Musik: https://www.youtube.com/user/fmpreuss/videos
Inwiefern helfen Dir Deine digitalen Präsenzen als Künstler?
Ich bekomme immer wieder gutes Feedback, ab und zu gibt es auch Interessenten für einzelne Werke.
Wenn Du deinem früheren Ich, das gerade als Künstler anfing, einen Rat geben könntest, welcher wäre das?
Fange früh an, höre spät auf. Verschwende keine Zeit.
Hast Du noch etwas hinzuzufügen?
Hier findet man einen Teil meiner Vita: https://foto-sehen.de/vita-was-bisher-geschah/
Hier geht es zu der Aktion Kunstspende: wenn eine Million zusammen ist, gründe ich eine Stiftung für mittellose Künstler: https://foto-sehen.de/aktion-kunstspende/
Danke für die Fragen, sie haben mir bei meiner Selbsterkenntnis geholfen …
Danke Dir! 🙂
Alle Fotos: Frank-Michael Preuss
Dies ist mein persönliches Blog, auf dem ich alle meine vorherigen Websites zusammengefasst habe. Daher die buntegemischten Themen: Ich führe Bloggespräche und blogge über Persönliches, Digitales und Kulturelles. Ich liebe es, Menschen zu fotografieren und mich mit Kunst zu beschäftigen. Manchmal schreibe ich auch noch was anderes als Blogbeiträge. Für andere bin ich als Wegbegleiterin in Sachen Kommunikation aktiv. Vor allem bin ich aber eins: Ein Mensch!