Nachdem ich jetzt mehrfach darauf angesprochen wurde und Thomas auch, muss ich doch mal was dazu schreiben. Es ist wirklich lieb, dass sich so viele Leute darüber freuen, Fotos von mir draußen zu sehen. Und ja, ich gehe jetzt öfter auch mal allein los und das hat folgende Gründe:
Neue Chemie
Bis vor Kurzem konnte ich mich kaum anstrengen. Auch jetzt bin ich noch weit davon entfernt, mich wie andere belasten zu können, aber es ist dennoch besser geworden. Anfang des Jahres war es ja erst mal katastrophal gewesen, nachdem ein Arzt bei einem meiner üblichen Krankenhausaufenthalte meinte, meine Herzmedikation umstellen zu müssen. Das hat natürlich nicht funktioniert (ich will hier nicht ins Detail gehen). Also folgten noch weitere Umstellungen, die mir zunächst nach wenigen Wochen weitere Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche bescherten, bis ich schließlich dank meiner Hausärztin mehr zufällig an die aktuelle Mischung geriet. Zu diesem Zeitpunkt war ich mit den Nerven schon so am Ende, dass mir alles egal war.
Aber zum Glück habe ich Thomas und Kai. Thomas kennt mein Auf und Ab mit Ärzten seit wir uns kennen und Kai kennt das Drama, auf die richtige Dosierung eingestellt zu werden, aus eigener Erfahrung. Zusammen haben die beiden mich, jeder auf seine Art, durch diese schlimme Zeit getragen. Die aktuelle Medikation hält nun schon seit zwei Monaten und ich fühle mich insgesamt auch besser. *aufholzklopf* Mit der alten hätte ich mich so nicht belasten können.
Gewusst wie
Grund Nr.2, dass ich den Geschmack am öfter Rausgehen gefunden habe, hat ebenfalls mit Kai zu tun. Als er im Mai hier war, konnte er sein Rad nicht mitbringen und auch das Treppensteigen wie bei ihm daheim entfällt bei uns. Damit er also nicht ganz aus dem Training kommt, haben wir uns überlegt, spazieren zu gehen. Einfach mal sehen, wie weit wir kommen. Zum Glück gibt es ja genug Bänke an unserer Rheinpromenade, auf denen man Pause machen kann.
Das haben wir, soweit es das Wetter zuließ, dann auch genutzt. Und da Kai selber nicht so kann wie er möchte, war das ganz easy. Bei ihm muss ich mich nicht rechtfertigen, wenn ich mal nicht mehr kann.
Als Mensch aus dem Autismus-Spektrum komme ich außerdem sehr schnell in den Zustand der Reizüberflutung (kurzes Erklärvideo ansehen) und dadurch Desorientierung, wenn ich nicht jemanden habe, auf den ich mich konzentrieren und ihm zur Not einfach hinterherlaufen kann. Kai ist mit seinen über 1,90m dafür wie geschaffen. 😉
Als er dann wieder weg war, hatte ich mich an den Weg gewöhnt und so wurden die Spaziergänge zu einem schönen Ritual, mich an seinen Besuch zu erinnern. Wenn Thomas Zeit hat, kommt er auch mit, aber das geht meist nur am Wochenende.
Ansonsten wappne ich mich einfach mit Kopfhörern und Sonnenbrille gegen die Reizüberflutung und gehe mit einer bestimmten Musik auf den Ohren allein raus. Wenn ich merke, dass es mir zuviel wird, z.B. weil zu viele Leute unterwegs sind, dann geh ich eben nur die kleine Runde.
Dokumentieren
Zuerst habe ich die Fotos nur gemacht, um Kai und Thomas zu zeigen, wo ich war. Dann wurde daraus eine Tradition, die inzwischen einen weiteren Grund liefert, die Runde zu machen.
Und da einige schon gefragt haben: Ja klar, kann auch jemand anders mitkommen. Allerdings immer nur einer pro Runde, sonst wird mir das zu viel. Demjenigen muss außerdem klar sein, dass ich nicht allzu weit komme und öfter mal ne Pause einlegen muss. Schließlich muss ich es nachher auch wieder zurück schaffen. 😉
Ach ja und dokumentieren lassen muss sich der-/diejenige dann auch! Auf Wunsch können wir das gern mit einer Fotosession verbinden. 😉
Dies ist mein persönliches Blog, auf dem ich alle meine vorherigen Websites zusammengefasst habe. Daher die buntegemischten Themen: Ich führe Bloggespräche und blogge über Persönliches, Digitales und Kulturelles. Ich liebe es, Menschen zu fotografieren und mich mit Kunst zu beschäftigen. Manchmal schreibe ich auch noch was anderes als Blogbeiträge. Für andere bin ich als Wegbegleiterin in Sachen Kommunikation aktiv. Vor allem bin ich aber eins: Ein Mensch!
8 Antworten auf „Draußen“
Hallo Anette,
es freut mich, solch einen positiven Beitrag von dir zu lesen! Zum Glück bin ich von deinem Schicksal nicht betroffen, ich habe dafür meine eigenen gesundheitlichen Probleme. Verschleißerscheinungen in den Gelenken sind mit gerade mal 52 Jahren nicht gerade optimal, wie ich ganz besonders beim Einkaufen merke! 🙁
Zu meinem Glück sind jedoch ein kleiner Park und auch der Lech nicht weit weg, so daß ich nicht arg weit laufen muß. Auch zum Einkaufen sind es zu Fuß nur knapp 15 Minuten und überall ist immer eine Bank zum Pausieren in der Nähe, so daß es nicht all zu schwer wird.
Der Unterschied zu dir liegt allerdings darin, daß ich alleinstehend bin und daher auch alles alleine erledigen muß. Meine Digicam habe ich jedoch immer dabei, da ich im Park oder am Lech gerne „auf die Jagd“ gehe! Ich bin echt am überlegen, ob ich nicht eines meiner alten Blogs wiederbelebe, damit ich dort meine „Safari“ veröffentlichen kann. Auf meinem Castle paßt das irgendwie nicht so richtig, da sind auch schon genügend andere Themen vorhanden.
Nun wünsche ich dir noch einen schönen Abend und eine gute Nacht
Viele Grüße nun aus Augsburg nach Bonn
Mike, TmoWizard
Hallo Mike,
ja, mach das doch mit Deinen Bildern und sag dann Bescheid. Das schau ich mir gern an. 🙂
„Schicksal“ und solche Floskeln mag ich nicht gern verwenden, siehe http://www.annetteschwindt.de/downloads/Wissenswertes.pdf oder auch leidmedien.de
Ich finde, jeder hat Einschränkungen und jeder hat Talente. Wichtig ist nicht, was man nicht kann, sondern was man mit dem macht, was einem zur Verfügung steht. 🙂
Danke Annette, für die immer wieder anregenden Einblicke in Dein abenteuerliches und auch ganz normales Leben.
Gerne lese ich die Beiträge auf Deinem Blog. Sie geben mir andere Sichtweisen und auch Worte für das normale Anderssein – Menschsein eben.
Auf weitere Fotos von Deinen Spaziergängen und Weggefährten bin ich schon sehr gespannt.
[…] wie dieser hier. Natürlich wird täglich geskyped und gechattet und wann immer ich kann gehe ich auch allein am Rhein spazieren. Irgendwie werden wir die Zeit bis zu unserem Umsiedeln nach Oldenburg schon rumkriegen. Und wer […]
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[…] darf ich miterleben, wie es Annette von dem Tag, an dem sie erstmals mit Kai gesprochen hat, immer besser geht. Gleichzeitig kann ich spüren, wie auch von mir eine ungeheure Last abfällt. Ganze […]
[…] bleiben, die ich noch hatte machen können. Nachdem sich diese trüben Ausichten inzwischen jedoch deutlich verbessert haben, wurde seitens #teamsutsche um Neujahr herum beschlossen, dass wir nach Paris fahren würden. […]