„Am Ende zählt der Faktor Mensch“ – Interview mit Rouven Kasten zu #meinweginsweb

Über die stARTcamps habe ich meinen heutigen Interviewpartner erst so richtig wahrgenommen. Vor allem über das stARTcamp Köln 2013, seit dem wir unsere gemeinsame Vorliebe für Ringelshirts immer wieder per Instagram und Co. zelebrieren. 😉 Überhaupt ist der Rouven Kasten ein humorvoller Zeitgenosse, mit dem man immer schön scherzen kann. Heute erzählt er uns von seinem Weg nach Digitalien und warum das Social in Social Media wichtig ist:

Bitte stelle Dich kurz vor (Name, Ort, Tätigkeit, Website, Facebook, Twitter, Google+, drei Hashtags)

Seit wann bist Du online unterwegs, wann hast Du angefangen zu bloggen und wann bist Du dem ersten sozialen Netzwerk beigetreten? Wie bist Du dazu gekommen?

Seit 1995 bin ich nun online. Das Internet hat mich parallel zum Zivildienst in seinen Bann gezogen und seitdem nicht mehr losgelassen. Autodidaktisch lernte ich damals die Programmiersprache HTML und das Webdesign. Damals gab es keine Kurse oder Lehrgänge.

1996 landete ich in den ersten Agentur, die es aufgrund der Internetblase, die im Jahr 2000 platzte, heute nicht mehr gibt. Zunächst wurde ich als Praktikant, später als Screen- bzw. Webdesigner angestellt. Ab 2000 arbeitete ich bei Focus Interactive in Düsseldorf, erst für die Realisierung aller Digitalprojekte, später dann als Unitleiter Multimedia. Die enge Verzahnung mit der Geschäftsführung brachte mich dazu, auch einen Fokus auf die Strategieberatung zu legen. Diese war dann der Schwerpunkt während meiner Selbstständigkeit ab 2004. Ab 2006 kamen dann noch das Web 2.0 bzw. Social Media dazu.

2011 kam ich zu dem Schluss, dass die Selbstständigkeit viel Positives aber auch viel Negatives mit sich bringt und entschied mich wieder für eine feste Anstellung. Zuletzt war ich bei result in Köln als Berater für alle Themen des digitalen Wandels zuständig. Nach zwanzig Jahren in Agenturen sollte es nun zu einem Seitenwechsel kommen. Seit dem 1. Mai 2015 arbeite ich nun bei der GLS Bank und betreue dort das Online Marketing.

Gab es Menschen, die Dich persönlich oder durch Ihre Veröffentlichungen bei Deinem Einstieg ins Social Web begleitet haben?

Meine ersten persönlichen Kontakte zu Personen aus der Online-Welt war ein kleiner Stammtisch genannt Mammut 2.0 der sich in Duisburg gegründet hatte. Das war quasi mein erster Schritt, Menschen kennen zu lernen, die ich bisher nur aus Tweets kannte. Darunter war z.b Frank Tentler, Christian Spliess, Klaudia Pirc u.a. Es folgte ein Twittagessen, bei dem ich dann auch Stefan Evertz, oder Jens vom Pottblog traf. Ich fing dann mehr und mehr an, mich auf Barcamps, Twittwochs etc. zu tummeln, so machte ich nach und nach viele tolle Bekanntschaften. Menschen, die ich dort traf, haben meinen weitern Online-Weg maßgeblich beeinflusst. Nicht immer im positiven Sinne, ich habe in dieser Zeit sehr viel gelernt.

Wie hat sich Dein Weg in Sachen digitale Kommunikation dann bis heute weiterentwickelt (nenne die wichtigsten Meilensteine)?

Am Anfang (1995) war der Chat! Stundenlang habe ich mir zu Zeiten meines 14.4er Modems die Nächte um die Ohren gehauen und damals bei Uni-Online.de mit Menschen geredet, die ich kaum kannte. Später habe ich mich dann wirklich mit einigen getroffen. Daraus entstanden ist die Affinität zur Online-Kommunikation. Menschen, die sich weltweit in Echtzeit miteinander austauschen können, erst mit dem Wort, dann dem Bild und heute sogar per Video. Als mit Flash 5 Video möglich war, bin ich im Dreieck gesprungen, und habe sofort irgendwas auf meiner damaligen Seite damit ausprobiert.

Die Technik und die Möglichkeiten haben mich immer angetrieben, aber man darf die Menschen dahinter nicht aus dem Fokus verlieren. Automatismen kann man in Maßen nutzen, ausprobieren ect. aber am Ende zählt der Faktor Mensch. Menschen wollen mit Menschen sprechen, nicht mit Maschinen oder Algorithmen.

Gibt es Fehler, die Du auf Deinem Weg gemacht hast und wie können andere diese vermeiden?

Ich hab mal in einer wilden Zeit vor fünf-sechs Jahren, eine ganze Menge Tools und iPhone-Apps ausprobiert um künstlich Follower in Netzwerken wie Twitter oder Instagram wachsen zu lassen. Das hat z.t Teil nur schlecht funktioniert oder hat mich auch den ein oder anderen Account gekostet. Heute würde ich das nicht mehr machen, ich habe es damals auch übertrieben um Genzen zu testen. Die Quittung bekam ich auch nochmals im Januar 2015 als mir von Instagram 40% der Follower als offensichtliche Fakes erkannt und gelöscht wurden. Follower gekauft habe ich aber zum Glück nie. Ich bereue zudem, das ich nicht früher angefangen habe zu bloggen und dass ich meinen ersten echten Twitter-Account @rouvenkasten damals gelöscht habe, um @gestalterhuette ins Leben zu rufen.

Welche Wege empfiehlst Du Einsteigern oder denen, die sich in Sachen digitale Kommunikation fortbilden wollen?

Machen, Lesen, Fragen, Ausprobieren, Recherchieren, Netzwerken! Ich glaube das ist in der Summe hilfreicher, als mal einen Kurs zu belegen. Mir ist es auch oft so ergangen, das ich es erst verstanden haben wenn ich es einfach selbst ausprobiert und erfahren habe, oder habe es mir von jemandem kurz zeigen lassen. Vernetzt Euch!

Welches ist Dein bevorzugtes soziales Netzwerk und warum?

Twitter! Weil es so einfach, so nützlich und so vielfältig ist. Man kann fast alles damit machen und es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell die Informationen bereit stehen. Aber auch Instagram schätze ich sehr, weil es einfach viel Spaß macht, dort in Bildwelten einzutauchen und Minuten oder Stunden später wieder herauszukommen.

Welche aktuellen Entwicklungen in der digitalen Kommunikation findest Du besonders spannend?

Macht was mit schönem relevantem Content und keine iPad-Gewinnspiele mehr! Ihr könnt das besser, ich glaube daran. Tolle Geschichten hat jedes Unternehmen und die wollen erzählt werden und nicht was gerade 9,99€ kostet. Und sprecht nicht nur von Augenhöhe, sondern geht auch dahin, das tut nicht weh.

Gibt es noch etwas, das Du den Lesern zum Thema Social Web oder digitale Kommunikation allgemein mitgeben möchtest?

Ich habe kürzlich einen Artikel verfasst mit der Headline „Wenn das ‚Social‘ in Social Media wieder Substanz bekommt!“. Ich glaube das tut dem Netz ganz gut und der Kommunikation sowieso. Es gibt viele Faktoren die das ganze zwischendurch verwaschen, oder zu steril wirken lassen. Lasst uns doch ruhig auch mal einen Fehler machen, damit wir merken das wir noch Menschen sind. Ich wünsche mir, dass man statt sofort „Shitstorm“ zu rufen sich auch mal wieder an die eigene Nase fasst und vielleicht feststellt, dass es einem genauso hätte passieren können. Und jetzt haut die Faxgeräte kaputt, das geht auch digital.

Vielen Dank fürs Mitmachen, lieber Rouven! 🙂

In der kommenden Woche wird Anett Gläsel-Maslov die Fragen dieser Reihe beantworten.
Alle Interviews können nachgelesen werden unter
http://www.annetteschwindt.de/tag/meinweginsweb.


Diesen Beitrag weitersagen:

Eine Antwort auf „„Am Ende zählt der Faktor Mensch“ – Interview mit Rouven Kasten zu #meinweginsweb“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert